Charlotte & Mr. StoneGiggeln, Glucksen, Schmunzeln, Schrecken

Foto: alle Rechte vorbehalten

Charlotte & Mr. Stone sind ein tropfender Wasserhahn mit Fahrradunfall, ein Kichern bis Gackern, Husten bis Schnauben. Sie sind Interferenzen und Zwischenfrequenzen, musikalische Texturen zwischen Schmunzeln und Schrecken. Charlotte & Mr. Stone a.k.a. Simon Vincent und Sophie Tassignon sind eine Stimme mit Mikrofon, ein Mischpult, Synthesizer, Rechner und zehn rot lackierte Nägel. Bei ihrem letzten Berliner Live-Gig im Sowieso haben sie ein hübsches altes Klavier zur Seite geschoben, um daneben jede Menge Kabel und Knöpfe zu installieren. Nun erscheint ihr Album „Trees and Birds and Beautiful Things“ im Strickmantel.

Worte zu dieser Musik zu finden, fällt gar nicht leicht. Sophie Tassignon ist eine virtuose Vokalistin mit schauspielerischem Talent. Manchmal gluckst sie (nur) ins Mikrofon, schnalzt, räuspert, giggelt. Manchmal singt sie aber auch und dann versteht man sogar ab und zu Worte, Sprachen oder Lyrics. „There are witches in the hills…“ Dann klingt sie wieder wie von weit weg, im Vorbeifahren oder unter der Dusche. Ein Flüstern, Wispern, Raunen. Das alles wandert in die Loop-Maschine und auf gefühlten 1000 Kanälen zurück in den Raum, der schlagartig nur noch aus Geräusch besteht. Dazu stellt Simon Vincent nicht weniger virtuos die Klaviatur der elektronischen (Un-)Möglichkeiten auf die Probe. Dabei entsteht der gewünschte Sound manchmal schlicht durch das Ziehen am Kabel und Drehen am Stecker.

Die zwei fordern bei ihren Auftritten wie auf dem Album das Verhältnis zwischen Live-Momenten, Aufnahme und Archivierung heraus. Aus der Improvisation heraus entstehen Spannungsmomente. Was eben noch ein einmaliger Impuls war – beiden so neu, dass ihnen die Überraschung ins Gesicht geschrieben steht – wird im Loop zum mechanisch-rhythmischen Chorus und gehört im nächsten Moment schon zur Textur des Tracks. Das Mikrofon ist dabei Verstärker für Tassignons Stimme und Instrument, auf dem sie im wahrsten Sinne des Wortes spielt. Wenn diese Stimme gleichzeitig in ihrer Kehle und im Gerät steckt, im Raum schwingt und aus den Boxen kracht und sich mit Vincents elektronischen Sounds mischt, dann entsteht so ein ganz besonderer Live-Moment.

Auf „Trees and Birds and Beautiful Things“ gibt es neben Konzert-Mitschnitten auch Studioaufnahmen. Das Release-Konzert findet am 20. November im Berliner „Intersoup“ statt.

Notizen auf FlyerNotizen zu diesem Artikel als PDF

Kommentare deaktiviert  Verschlagwortet mit , , ,

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.