Was ist das? Es gibt mehr davon als man zählen kann. Man benutzt es zum Belohnen, Beschenken und um es den Toten mitzugeben. Und wenn man einmal anfängt, es auszugeben, dann hört man nie wieder damit auf. „Geld“ lautet die Antwort, aber damit fangen die Fragen erst an. In einer Zeit, in der eingefleischte Feuilleton-Leser zum Wirtschaftsteil greifen und alle Welt um ihre Währung bangt, beleuchtet auch das Junge Staatstheater Berlin das Geld in seinem Programm. Nach Aufsätzen von Gertrude Stein inszeniert Sascha Bunge am Theater an der Parkaue einen Abend mit Wissen und Halbwissen, falschen Fünfzigern und echtem Spielgeld.
Auf der Bühne gibt es eine Waschküche und eine Badewanne. Ein Flipchart, ein Aquarium und jede Menge Krimskrams. Vor allem aber gibt es hier zwei große Leinwände und mehrere Projektionsflächen (darunter das Flipchart). Dazwischen pest Birgit Berthold mit lockiger Perücke herum und arbeitet sich gute 70 Minuten an einem ganzen Batzen Text ab: „Geld. Mehr Geld – Noch mehr Geld – Alles über Geld – Ein letztes über Geld“. Gertrude Steins Texte erschienen erstmals 1936 in dem US-amerikanischen Magazin „Saturday Evening Post“. Sie klingen, als könnten sie gerade gestern geschrieben worden sein. Mitten in einer Schulden- und Finanzkrise, in der „die da oben“ keine Ahnung von den Summen haben, mit denen sie hantieren, obwohl jede kleine Hausfrau Cent für Cent beziffern kann, was ihr am Ende des Monats fehlt – so das gängige Lamento.
Die zentrale – und berühmt gewordene – Frage dieser Texte lautet: „Ist Geld Geld oder ist Geld nicht Geld?“ Ist es eine alltägliche Tatsache mit einem reellen Wert und zwei Stellen hinter dem Komma (siehe Hausfrau) oder eine Zahl mit vielen Nullen und Punkten dazwischen? Historisch, mathematisch, populär-musikalisch und mitunter philosophisch wird dieses Abstraktum auf der Bühne beackert. Dabei wird schnell klar, dass viel Fantasie nötig ist, um Zauberwörter wie „Kredit“ oder „Zinsen“ zu verstehen. Deshalb ist eine Theaterbühne nicht der schlechteste Ort, um Antworten zu suchen. Schade nur, dass zwischen der textwälzenden Bertholt auf den Brettern und den Figuren, die sie in den zahllosen eingespielten Videosequenzen verkörpert, eher eine „Sendung mit der Maus“-Stimmung aufkommt.
Bunge/Bertholts Arbeit schreit davon, dass den Erwachsenen angesichts des Faszinosums Geld selbst die Erklärungen ausgehen. Es bleibt aber die Frage, wieviel von der Komplexität und Ratlosigkeit rüberkommt, wenn die theatralen Mittel, die sowas vielleicht zeigen könnten, Hintergrundgeplänkel für das Leinwandgeschehen bleiben. Wissen macht eben nicht „hä?“, sondern „ah!“ und von den Erklär-Formaten der televisuellen Welt, die hier die Überhand gewinnen, erwarten wir andere Wahrheiten als vom Theater. Man hätte fabelhaft durchspielen können, wie und ob aus selbst bedruckten Scheinen echter Wert entsteht, aber das wird den Kindern überlassen, die nach der Vorstellung auf die Bühne robben, um das bunte Papier mit beiden Händen einzusammeln. Ist auch ok.
„Geld“ ist im Theater an der Parkaue wieder am 6., 21., 22. und 23. Februar zu sehen. Vom 30. Januar bis zum 4. Februar findet dort die Winterakademie für Kinder und Jugendliche zwischen acht und 20 Jahren statt. Das Thema: „Sagen wir wir haben Geld“.
Eine überaus gelungene Auseinandersetzung mit den verwandten Themen Profit und Konsum war im letzten Jahr „CMMS SNS PRJCT“ von Kalauz/Schick. Dort gelang die Verbindung zwischen den großen, abstrakten Strukturen und der (bodenständigen?) Motivation des Einzelnen sehr gut – und weniger textlastig.