SouvereinesDie einmalige Audienz (Freischwimmer 2011)

Bild: Gerhard F. Ludwig / Sophiensaele; alle Rechte vorbehalten

Die „einmalige Audienz ihres Lebens“ versprach man den Gästen der sophiensaele Berlin und warnte davor, der kommenden Königin den Rücken zu zeigen. Das Volk solle sich benehmen und Anstand wahren, wenn es der Majestät im Festsaal begegne. Viel Benimm und Tamtam für ein freies Theater, aber bitte, für das Theaterduo Chuck Morris und ihr Stück „Souvereines“ gibt man sich dem royalen Protokoll, das vorab verteilt wurde, gerne hin. Wann zeigt sich eine Majestät schon der Öffentlichkeit?

Auf der Bühne dann zwei Frauenkörper, zusammengebunden zu einer Königin. Die verbundenen Protagonistinnen, sie formen die Macht – zunächst in Unterwäsche. In einem rauschenden Fluss vorbeiströmender Adjektive beschreiben sie die Frau: Sie ist schön, reich, allgegenwärtig und zeitlos, gemeingültig. Sie müsste aufs Klo, wird sich aber eine Weile gedulden, sie sagt das Richtige, obwohl sie weiß, dass es das nicht gibt.

Man möchte Mitleid mit den Souvereines bekommen: die Macht und die Verantwortung liegt auf ihren Schultern, sie müssen tagtäglich das Richtige tun, dabei freundlich lächeln, ihr Persönliches verbergen. Sie stehen im Licht dieser Sonne, lassen sich für Wandgemälde porträtieren und in Großaufnahme fotografieren.

Das Zepter der Macht geben sie dabei nicht aus der Hand. Das gilt für die Königinnen der Geschichte ebenso wie für Chuck Morris auf der Bühne. Protokollarisch durchgeplant folgt Blende auf Blende, Königin auf Königin. Nur kurzzeitig darf das Publikum die Macht über- und eine Militärparade abnehmen. Man begreift das ambivalente Gefühl, richtet den herrschaftlichen Blick auf die Vorbeiziehenden und doch sind alle Augen auf die eigene Person fokussiert. Das bringt das Amt nun mal mit sich. Die Souvereines aller Zeiten, sie sind geprägt durch ihr Handeln, das ihnen aufgetragen ist. Und doch sind sie nur Königinnen auf Zeit, ihre Person muss sterben, die Kommende ist die Gehende.

Das Duo Chuck Morris betreibt mit den weiblichen Souveränen eine Bilderwanderung vom Mittelalter bis heute. Die Ikonografie der Macht erinnert dabei auch an heutige Regenten – gute wie schlechte. Ob Gaddafi, Guttenberg oder Japans Kaiser Akihito, die Mächtigen im Amt, sie scheiden alle früher oder später dahin und sind dann Schatten ihrer Macht.
Aber keine Sorge: Es lebe die kommende Königin!

„Souvereines“ läuft noch einmal heute Abend um 19.30 Uhr in den Sophiensaelen.

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