Früher wurde die Frau nicht als Frau bezeichnet, sondern hieß „Frouwe“. Überraschender Weise unterstreicht das Textverarbeitungsprogramm Word dieses Wort gar nicht, obwohl es bereits sehr, sehr alt ist. Eine Frau „Frau“ zu nennen wäre vor ein paar hundert Jahren noch undenkbar gewesen. Frau – einsilbig: Viel zu einfach, viel zu wenig Glanz für dieses edle Wesen. Frou-we – zweisilbig. Da kommen wir ihr langsam näher! Jedoch ging man innerhalb der letzten dreihundert Jahre einfach zur simpleren Form über; zur Frau. Solcherlei Beispiele der sprachlichen Bequemlichkeit gibt es zu Hauff.
Da beantwortet sich die nächste Frage also eigentlich von selbst: Warum vermischte sich die italienische Aussprache nicht mit der deutschen, setzte sich nicht als Dialekt durch, als in den sechziger und siebziger Jahren ein italienisches Restaurant nach dem anderen aus dem Boden schoss? Zu kompliziert, keine Vereinfachung der Sprache, außerdem kann nicht jeder so herrlich das „R“ rollen…
Die physiognomische Erklärung: der Körper ist faul. Beim Sprechen braucht er sehr viel Sauerstoff und vor allem viele kleine, feine Muskeln. Damit sie nicht verkürzen müssen Muskeln trainiert werden. Je schwieriger also das Wort, desto anstrengender für den Körper. Eine weitere Beobachtung dieser Art ist das Phänomen der „Kanak Sprak“. Das deutsche „Ch“ (weich) oder auch das „Ch“ (hart) ist schwer auszusprechen für Menschen, die nicht in diesem Sprachraum aufgewachsen sind, oder das Sprechen nicht von Menschen gelernt haben, die diese Laute sauber aussprechen. Sie vereinfachen es zu „sch“. In der Öffentlichkeit hört man viele Menschen, die statt „ich“ (weich), „isch“ sagen. Ganz zu schweigen von den Berlinern – ein „S“ kommt in deren Sprachgebrauch selten vor.
Die Quintessenz des Ganzen: Höchstwahrscheinlich wird es das „S“ in dreihundert Jahren nicht mehr geben. Kinder lernen zu einem sehr großen Teil sprechen, indem sie es sich abgucken. Das „S“ ist nun wahrhaftig ein Laut, der allein mit der Zunge produziert wird und bei dem die Zähne leicht zugebissen sind: man sieht also schwer, an welcher Stelle im Mund die Zunge die Zähne berührt. Daher ist der am häufigsten auftretende Sprachfehler das Lispeln. Es reicht schon ein ganz leichter inkonsequenter Sigmatismus, selbst den hört man bereits und das sehr oft.
Bislang aber taucht das „S“ trotz den Bemühungen des Körpers Kraft zu sparen noch sehr häufig auf. In diesem Text alleine hundertfünfzig Mal.
„Überraschenderweise“
„zuhauf“