„Ich glaube es gibt eine ziemlich reale Erwartung, dass Frauen immer Schokolade sagen sollen, wenn sie jemand fragt, was sie wollen.“ Ein Satz, den man sich am liebsten eingerahmt an die Wand hängen möchte. Zu finden ist er auf dem Rücken von „Die eindimensionale Frau“, dem im Mai im Merve Verlag erschienen Buch der Londoner Philosophin Nina Power. Powers Werk ist eine ebenso unterhaltsame wie kritische Abrechnung mit aktuellen post-feministischen Tendenzen. Der Feminismus habe zwar alte ideologische Grabenkämpfe aufgegeben, aber nur um den Preis eines naiven und selbstverliebten Konsumismus.
Dass sie im Rahmen der monatlichen Vortragsreihe „Philosophie und Kunst“ im Neuen Berliner Kunstverein zum Verhältnis ebenjener sprechen wird, ließ sich zwar dem Ankündigungstext entnehmen, trotzdem merkt man vielen BesucherInnen die Enttäuschung an, dass „Die eindimensionale Frau“ nur in wenigen Nebensätzen erwähnt wird. Powers Vortrag beginnt mit einer gemeinsamen Ausgangsposition von Philosophie und Kunst: Beide teilten eine Obsession mit dem Anfang, strebten ständig danach, neu zu beginnen und das Gewesene zu verwerfen. Paradoxerweise geschehe dies zumeist durch eine Rückbesinnung auf das Vergangene. Retromania lässt grüßen.
Außerdem bestehe sowohl in der Philosophie als auch in der Kunst eine Diskrepanz zwischen dem Begehren nach Klarheit und der Notwendigkeit, immer wieder Störungen und Disorientierung zu produzieren. Im Geiste Baruch Spinozas und Gilles Deleuze‘ plädiert Power für eine Philosophie, die keine Universalität beansprucht, sondern nur eine Beschreibungsmöglichkeit der Welt unter vielen anderen wie Kunst und Naturwissenschaft darstellt.
Doch welche Existenzberechtigung hat eine Philosophie dieser Art? Für Power besteht ihre Aufgabe darin, „die Wahrheiten, die in der Kunst oder in der Politik geäußert werden, zu schützen und zu bewahren ohne sie für sich zu beanspruchen. Demut statt Dogmatismus.
Die Erkenntnis, dass Theorie, Kunst und Wissenschaften voneinander profitieren können, wenn sie gleiche Fragestellungen mit ihren jeweils eigenen Mitteln bearbeiten, spielt in aktuellen Debatten eine immer größere Rolle. Ein Beispiel ist etwa der ebenfalls im Merve Verlag erschiene Sammelband „Klimakunstforschung“, in dem künstlerische Projekte zu Fragen des Klimawandels vorgestellt werden. Und was bedeutet das für feministische Kritik? Powers Antwort klingt zwar folgerichtig, aber auch ein wenig platt: Auch feministische Kritik müsse sich von Dogmen und Universalitätsansprüchen freimachen und mehrdimensionales Denken zulassen.
Weitere Termine der Reihe „Philosophie und Kunst“
„Infinite Thought Blog“ von Nina Power