Heute ist Equal Pay Day. Das Datum symbolisiert den durchschnittlichen Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland: Berufstätige Frauen verdienen im Durchschnitt 23% weniger als berufstätige Männer. Daher mussten sie theoretisch seit dem Jahreswechsel noch bis heute weiterarbeiten, um das „nachzuholen“, was sie im Jahr 2010 weniger verdient haben.
Dass die Kampagne gut funktioniert, mag zeigen, dass z.B. IKEA den Anlass fröhlich aufgreift und „Viele Lieblingsprodukte der Frauen“ 23% günstiger anbietet.
Die symbolhaften 23% werden allerdings auch von „männerpolitischen“ Gruppen als Mythos attackiert, mit dem Tenor: Es ist alles gar nicht so schlimm.
Dabei gilt wie immer: Kenne deine Argumente. Es gesellt sich nämlich noch eine weitere Zahl dazu, die kleiner, aber nach wie vor skandalös ist: Bei „vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiographien“ verdienen Frauen 8% weniger als Männer. Eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes erläutert die Berechnung von bereinigtem und unbereinigtem Verdienstunterschied:
Zur Berechnung geschlechtsspezifischer Verdienstunterschiede stehen zwei Indikatoren mit unterschiedlicher Intention zur Verfügung: Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitnehmerinnen in allgemeiner Form miteinander. Auf diese Weise wird auch der Teil des Verdienstunterschieds erfasst, der durch schlechtere Zugangschancen von Frauen hinsichtlich bestimmter Berufe oder Karrierestufen verursacht wird, die möglicherweise ebenfalls das Ergebnis benachteiligender Strukturen sind. Der bereinigte Gender Pay Gap hingegen misst den Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiographien.
Die obige Grafik veranschaulicht den Unterschied: Tina und Jan machen einen vergleichbaren Job. Trotzdem bekommt Tina 8% weniger, das ist der bereinigte Gender Pay Gap. Frauen bekommen also für gleiche Arbeit weniger Geld. Zusätzlich haben Tina, Anna und Lisa (hier stellvertretend für alle Arbeitnehmerinnen) irgendwie schlechter bezahlte Jobs bekommen als Tom, Jan und Ben. Darum bekommen sie insgesamt 23% weniger, das ist der unbereinigte Gender Pay Gap. Frauen arbeiten tendenziell also auch noch in schlechter bezahlten Berufen.
Beide Zahlen sagen deutlich, dass wir Probleme haben. Symboldaten wie der heutige Tag mögen ihren Beitrag dazu leisten, sie zu lösen. Dennoch lohnt es sich, die statistischen Fakten sauber parat zu haben. IKEA mischt sie leider munter durcheinander: „Wusstest du eigentlich, dass Frauen in Deutschland bei gleicher Leistung durchschnittlich 23% weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen“ – aber die machen ja auch Werbung, keine Politik.
Die bearbeitbare Quelldatei im SVG-Format von Inkscape ist hier verfügbar, falls sich jemand berufen fühlt, eine schönere Version zu gestalten.
Wieder falsch. 8% sind die Obergrenze für den „Pay Gap“.
In der gleichen Studie steht auch:
„Der bereinigte Gender Pay Gap liegt in Deutschland bei etwa acht
Prozent. Dies bedeutet, dass im Durchschnitt Frauen auch dann weniger
als Männer verdienen, wenn sie vergleichbare Arbeit leisten. Der
ermittelte Wert ist eine Obergrenze. Er wäre geringer ausgefallen, wenn
der Berechnung weitere lohnrelevante Eigenschaften – vor allem Angaben
zu Erwerbsunterbrechungen – zur Verfügung gestanden hätten.“
es handelt sich genauer gesagt also nicht um den „bereinigten“, sondern den „teilbereinigten“ gap. Denn je mehr Infos man zur Verfügung hat, umso mehr schmilzt der Unterschied dahin.
Der vbw ermittelte für 25-35J max. 2% Unterschied
http://www.vbw-bayern.de/agv/downloads/65311@agv/S5+Fakten+zu+Gender+Pay+Gap.pdf
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